Seit einigen Wochen war ich am Ende des Herbstes wieder mit dem beschäftigt, was mir vor über dreißig Jahren nach dem Anpflanzen einiger Bäume auf und als Hecke um unser Grundstück prophezeit wurde: „Die machen doch Dreck!“ Wenn ich mir indes die intensiv goldgelb gewordenen Blätter des mittlerweile über zehn Meter hohen Ginkgo, die karminroten Blätter des wilden Weins und die wieder sichtbaren armdicken Stämme der rundum über 150 Meter messenden Hecke auf mich wirken lasse, so empfinde ich das Einsammeln der Blätter nicht mehr als hausgemachte Last. Es ist mittlerweile aufgrund von Messungen mittels Satelliten und Bodenstationen bewiesen, dass gerade diese Biodiversität an großwüchsigen Pflanzen einen enorm großen Anteil des für den Klimawandel mitverantwortlichen Kohlendioxids als Kohlenstoff unter und über der Erde speichert. Würde man Zweidrittel der bestehenden Wälder abseits dicht bebauter Zivilisation nicht mehr wirtschaftlich ausbeuten und sie sich selbst überlassen, so kommen Forscher zu dem Ergebnis, dass dies der Atmosphäre rund 139 Gigatonnen Kohlenstoff als CO2 pro Jahr entzöge, was etwa dem 14-Fachen dessen entspricht, was die Menschheit jährlich an Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid emittiert – veröffentlicht im Fachblatt „Nature“. Wenn ich mir nun noch die Sauerstoff-Produktion dieser chlorophyllhaltigen Freunde, ihr Angebot an Nistmöglichkeiten für zahlreich gefiederte Völkchen und die Speicherkapazität für Feuchtigkeit im Boden vor Augen halte, so nehme ich meinen erhöht geforderten Einsatz der Blätterentsorgung im Herbst gerne in Kauf und bedanke mich für die Toleranz der vom Blättersegen mitbetroffenen Nachbarschaft.

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