Eine die Menschheit intensiv bewegende Frage ist wohl die nach dem Anfang. Aber keine der sich rasant entwickelnden Wissenschaften konnte bisher beweisen, wo das Universum genau angefangen hat und wo es endet. Natürlich steht in meinem Personalausweis, wann es mit mir als diesem Menschen auf diesem Planeten begonnen hat. Nur, vielleicht war ich ja vorher schon irgendwo. Und wenn meine Hardware am Lebensende schlapp macht, war´s das dann mit mir?

Schaut man nach dem Alter der Erde und vergleicht das mit dem Alter der Menschheit, so kann man verblüfft feststellen, dass unsere Spezies mehrere Milliarden Jahre gar nicht statt fand – und keiner hat uns anscheinend vermisst. Das ist mit Vielem so in der Evolution. Da ist Vieles schon gekommen und auch wieder verschwunden. Aber wir tun so als Krone der Schöpfung, als ob nach uns nichts Besseres mehr nachkommt. Wenn mir solch eine wichtigtuerische Schwingung aus den Fußgängerzonen entgegen schwappt, dann stellt sich mir manchmal die Frage, ob wir vielleicht nicht doch ein Betriebsunfall der Schöpfung sind. Auch global gesehen erweckt die flächendeckende Eskalation von Gewalt, Klimaveränderung, Ressourcen-Verschwendung und Arm-Reich-Schere den Eindruck, dass wir uns in naher Zukunft eigenhändig selbst neutralisieren könnten. Nach einem atomaren Supergau – was der liebe Gott verhüten möge – lacht dann nach zwei bis drei Milliarden Jahren der erste Einzeller wohl wieder über uns.

Nun stehen wir nach unserem abendländischen Kalender am Anfang eines neuen Jahres. Da werden wie immer zum Jahreswechsel Tausende gute Vorsätze in der Art gefasst, als dass man dieses Jahr z.B. endlich mehr auf seine Gesundheit achtet, bescheidener lebt, Stress dekompensiert usw. Alles gut und schön. Aber zu neunundneunzig Prozent geht der alte Trott dann doch wieder so weiter wie all die Jahre zuvor. Kann man da was verändern, besser machen? Vielleicht sollten wir uns erst mal den Druck nehmen, es „machen“ zu wollen. Denn letztendlich lassen sich Glück und Frieden nicht machen. Wenn wir versuchen, nicht in „Anfang und Ende“ zu denken, sondern für die Verwandlung „im Jetzt“ offen sind, die nicht irgendwann statt findet, sondern unser ganzes bisheriges Leben schon in uns schlummernd darauf wartet erwachen zu dürfen, dann kommen wir in einen Fluss, eine eigene Dynamik, die uns führt. Dies ist jedenfalls meine Erfahrung, seitdem ich dem lieben Gott von den Füßen gegangen bin.

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