Wer hat keine Odenwälder Oma in Erinnerung, die früher nicht Brennesseln in freier Natur sammelte, um sie getrocknet in Kräutertee-Mischungen als „blutreinigenden“ Bestandteil zu verwenden? Tatsächlich wirkt Brennessel-Kraut harntreibend und entwässernd. Daher der Einsatz bei Gicht. Der hohe Gehalt an Kieselsäure wirkt zudem kräftigend auf das Bindegewebe. Als Haarwasser entfaltet der Brennessel-Extrakt eine durchblutungsfördernde Wirkung und kann aufgrund des Kieselsäuregehalts die Haarstruktur kräftigen. Die Anregung der Durchblutung wird durch den Gehalt an Ameisensäure ermöglicht.
Ameisensäure ist auch des Rätsels Lösung, warum die Brennessel brennt: Die Säure befindet sich in kleinen Bläschen direkt unter der Haut der Blätter. Die Bläschen haben Verbindung zu kleinen Röhren aus Kieselsäure, die am Ende mit einem runden, ballonartigen Verschluss versehen sind. Berührt man das Blatt, so bricht der Verschluss ab und durch das Röhrchen wird wie mit einer Kanüle die Ameisensäure unter die Haut injiziert – und dann „brennt´s“.
Aus moderner pharmakologischer Sicht ist es interessant, dass in der Wurzel der Pflanze besonders viel Serotonin vorkommt. Dieser Stoff fördert den Aufbau von Knorpel-Substanz. Daher werden Extrakte aus der Brennessel-Wurzel bei Gelenk-Rheuma eingesetzt. Serotonin ist auch der Grund, weshalb Extrakte der Brennessel-Wurzel in der Naturheilkunde gegen Prostata-Beschwerden zu finden sind:
Zusammen mit anderen Bestandteilen greift Serotonin in den hormonellen Stoffwechsel ein, wodurch eine Vergrößerung der Prostata gebremst werden kann.