Die Älteren werden sich noch gut an den geschmacklich mit einem dezenten „igitt“ bewerteten Lebertran in der Nachkriegszeit erinnern. Lecker war der wirklich nicht. Aber er enthielt relevante Mengen an Vitamin D3, das zur Vorbeugung von Rachitis gute Dienste leistet. Und das ist auch heute noch eine relevante Indikation, da Vit. D3 (Cholecalciferol) die Aufnahme von Calcium aus dem Darm und dessen Einbau in die Knochenstruktur fördert. Nur – es verselbständigte sich mit der Zeit ein regelrechter Hype nach dem Motto „Viel hilft viel“ und die Bedrohlichkeit einer Überdosierung liegt auf der Lauer: Vitamin D3, das eigentlich kein definitionsgemäß wirkliches Vitamin darstellt, da es der Körper bei genügend Sonneneinwirkung selbst synthetisieren kann, stresst als fettlösliche Substanz bei überhöhter Dosis die Leber, die für die Umwandlung in eine ausscheidungsfähige Form des Vitamin D3 hart arbeiten muss.

Und nicht genug damit. Bei einem überhöhten Angebot an Vitamin D3 und gleichzeitigem Mangel der Calziumzufuhr löst unser Organismus sogar Calcium-Ionen aus den Knochen heraus und bewirkt somit genau das Gegenteil von dem, was Vitamin D3 eigentlich unterstützend leisten soll. Unsere Gräten laufen dann Gefahr, weich und deformiert zu werden, die Gefahr von Knochenbrüchen wird erhöht.

Soweit zum Thema Cholecalciferol und Knochendichte. Vitamin D3 erscheint aber darüber hinaus mittlerweile in der Werbung als universelles Wundermittel, sozusagen „Für gähsche alles“. Es werden dabei ohne Angabe wissenschaftlicher Studien Behauptungen in den Raum gestellt, wie da wären: bekämpft Krebs, verhindert die Alterung, ja sogar Covid-Viren würden vor Vitamin D3 kapitulieren. Zum Teil gibt es in der Tat auch in seriösen Untersuchungen Ergebnisse, die Anlass zur Hoffnung auf immunstimulierende Wirkqualitäten geben. Aber es ist bei alledem größte Vorsicht geboten, dass medizinische Laien durch die kritiklose Einnahme in großen Mengen keinen Schaden nehmen.

Erst letztens erfuhr ich von einem Patienten, der aufgrund von Mega-Mengen Vitamin D3 den Calcium-Spiegel im Blut dermaßen in die Höhe jagte, dass ein lebensbedrohliches Nierenversagen resultierte. Daher erscheint es auch verständlich, dass Vitamin D3 ab einer bestimmten Konzentration der Verschreibungspflicht unterliegt.

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