„Glaube versetzt Berge“ dieses nicht immer nachprüfbare geflügelte Wort wurde besonders in den 80er Jahren im Zuge der neuen Volksreligion „Positives Denken“ als Kochrezept für Erfolg und Glücklichsein propagiert. Dem kann man insofern zustimmen, dass eine vertrauensvolle, zuversichtliche innere Haltung für das Erreichen bestimmter Ziele zuträglich ist. Eine Gewährleistungs-Garantie ist damit jedoch nicht verbunden. Umgekehrt kann man durch eine generell skeptische Einstellung zum Prophet werden. Schwarzseher, die nach dem Motto leben „Wenn ich das Schlimmste erwarte, werde ich nicht enttäuscht werden“, haben gute Chancen, dass ihre Befürchtungen auch tatsächlich eintreten. Insgesamt gesehen macht der Glaube an eine Sache jedoch allemal Sinn.
Was aber ist nun mit meinem Willen? Bereits als Baby muss ich meinen Willen durchsetzen und schreien, damit ich nicht verhungere. Das setzt sich fort über die Trotz-Phase, das Schulalter, die Pubertät bis hin zum Erwachsenenalter. Aber auch der Wille hat seine Grenzen, er macht mich nicht allmächtig. Und er hat zwei Seiten: Ein starker Wille kann mich zur Hochform auflaufen lassen, so dass ich Karriere mache und allseitiges Ansehen genieße. Mein Wille kann mir aber auch genauso gut im Wege stehen, wenn ich mit Widerständen konfrontiert werde, die ich willentlich nicht zu überwinden vermag. Dann werde ich mir immer wieder die Nase anhauen.
Mitunter gilt es zu akzeptieren, dass ich nicht mit dem Kopf durch die Wand kann. Das gilt auch für die Frömmelnden, die meinen, wenn sie genügend Gebete in einen Automaten oben hineinwerfen, so müsste Gott das gewünschte Produkt ausspucken. So „funktioniert“ aber der liebe Gott nicht, sondern eher in Richtung „Dein Wille geschehe“. Wenn dann meine in Gebete gepackten Forderungen nicht meinem Willen entsprechend bedient werden, so wäre es weise, wenn ich auch mal kapitulieren könnte, aufhörte zu kämpfen, nichts mehr um jeden Preis erreichen wollte. Vielleicht ist dieses Hinnehmen ja sehr befreiend und könnte neue Energien freisetzen, die ansonsten beim Hebeln mit der Brechstange blockiert werden. Der Gelassenheitsspruch drückt das einfach und genial aus: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“