Seit einem Urteil des Bundessozialgerichtes wird der Alkoholabhängigkeit der Status einer Erkrankung zugesprochen, die mit Willen und Intelligenz allein nicht in den Griff zu bekommen ist. Die meisten Therapien setzen zunächst bei der Bewusstmachung der eigenen Ohnmacht und Hilflosigkeit dem Problem gegenüber an. Man könnte den Vergleich mit einer Allergie wagen: Sobald das erste Molekül Alkohol den abhängigen Organismus kontaktiert, treten – gleichsam wie bei Heuschnupfen das Niesen nach Kontakt mit Pollen – Kontrollverlust und alle anderen Suchtsymptome auf. Die einzige Chance, diese nicht von Grund auf heilbare Krankheit zum Stillstand zu bringen, besteht in der konsequenten Abstinenz dem Alkohol gegenüber.

Alkohol reduziert die körperliche und psychische Belastbarkeit. Mit der Zeit kommt es nicht mal mehr zu der ersehnten Euphorie, die übrigens das Resultat einer vermehrten Freisetzung körpereigener Opiate nach Alkoholkonsum darstellt (Belohnungssystem im Gehirn). Die Gier und der Zwang zum Trinken haben dann die/den Betroffene(n) voll im Griff.

Erst im nüchternen Zustand nach einer Entgiftung kann eine ganzheitliche Therapie Verletzungen, unreife Verhaltensweisen, eventuell genetische Einflüsse und anderes mehr verarbeiten helfen. Um die zwingend notwendige Trockenheit zu stabilisieren, wird abschließend versucht, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass die bereichernde Erfahrung einer entschiedenen Abstinenz und die damit verbundene neu gewonnene Freiheit, Zufriedenheit und Lebenstüchtigkeit sich lohnt. Für eine lebenslange Abstinenz gibt es keinen Garantieschein, man muss sich achtsam ständig darum bemühen. Daher ist ein Kontakt zu Selbsthilfe-Gruppen und Beratungsstellen dringend zu empfehlen.

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