So war ich das von meinen Eltern – Vater Jahrgang 1905, Mutter 1910 – gewohnt: Ein braver 15-Jähriger ist ein guter Sohn. Meine langen Haare Ende der 60er des vorigen Jahrhunderts hingegen brachten meine Eltern schier zur Verzweiflung. Aufbegehren gegen die ältere Generation, sowie selbstbestimmtes Nein-Sagen waren verboten und führten, falls doch mal mutig praktiziert, zu anhaltend schlechtem Gewissen.

Da rebellierte ich halt hinter den Kulissen im Untergrund: Übermäßiger Konsum von Alkohol, exzentrische Kleidung und Bass-Spielen in einer Starkstrom-Band. Damit konnten sich meine Eltern gerade noch arrangieren, wobei sie zu dem Saufen ruhig mal hätten Stellung beziehen können. Heute weiß ich, es wäre besser gelaufen, wenn Mama und Papa meine aggressiven Schübe auf dem Weg zum Erwachsenwerden ausgehalten hätten.

Weil es ist normal und einer psychischen Entwicklung zuträglich, wenn der hormonelle Wirrwarr und die Abnabelung von den Eltern akzeptiert würde. Ansonsten kann eine erziehungsbedingte Fremdbestimmung bis ins Erwachsenenalter in gravierende Schwierigkeiten münden: Suchtgefährdung, Depressionen, (auto-)aggressive Verhaltensweisen, Beziehungsunfähigkeit und andere soziale Defizite können einer hoch angepassten Nachkommenschaft da das Leben schwer bis unerträglich machen. Falls wir es dennoch bis zur Rente nicht ganz haben schaffen können uns zu befreien – „Es ist nie zu spät für eine Pubertät“.

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