„Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.“ – Wer kennt nicht diese Weisheit des Volksmundes. Nur wir beachten sie kaum. Wir pochen auf unser Recht, und zwar mit Nachdruck. Wenn es sein muss, auch eine Stufe stärker mit aggressiveren Drohungen. Nun versuchen Sie mal ein wenig inne zu halten und sich an Situationen zu erinnern, in denen Sie sich auf Gedeih und Verderb durchsetzen wollten. Vielleicht hatten Sie damals vordergründig vielleicht den Eindruck der Genugtuung, dass Sie den Kampf gewonnen haben. Nur wie viel Federn mussten Sie selbst dabei lassen, ohne es bewusst zu merken? Und wie groß war der durch Ihre Vehemenz entstandene Scherbenhaufen nach einem heftigen Streit?

Ich predige hiermit indes nicht, dass wir die andere Backe auch noch hinhalten sollten, wenn uns jemand verletzt hat. Aber auch das „Auge um Auge – Zahn um Zahn“ macht keinen Sinn. Wir haben es leider kaum gelernt, ausgewogen zu kommunizieren und so zu streiten – besser: zu verhandeln – dass es keine schlimmen Wunden und Narben hernach gibt.

Früher gab es in meinen Reaktionen auf zwischenmenschliche Konflikte auch oft Versuche, mit Rechthaberei und mit dem Finger auf Kontrahenten zeigendem „Du hast, Du solltest, Du bist usw.“ die andern von meinem Recht zu überzeugen und ihnen eine schlechtes Gewissen zu vermitteln, wenn ich mich durch ihr Verhalten gekränkt gefühlt habe.

Heutzutage versuche ich nach Möglichkeit, bei Auseinandersetzungen eher zu vermitteln, wie ich mich bei Anschuldigungen, Unterstellungen oder ungerechten Bewertungen fühle: „Ich möchte Dir sagen, wie es mir mit Deinem Verhalten geht.“ Damit haben wir nicht gleich eine Verhärtung der Fronten provoziert, sondern die andere Seite kann ebenfalls nachspüren, ob pure Aggressionen hier hilfreich sind, geschweige denn, ob sie zum Ziel der Konflikt-Lösung führen.

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