Aus meiner Sicht und Erfahrung stellt jeder Mensch in seinem tiefsten Sein einen unverwechselbaren Fingerabdruck der Schöpfung dar. Und wenn wir uns heute in zeitgenössischen Gesellschaftsformen umsehen, so scheint sich in der Tat mehr und mehr ein Trend zur ausschließlich auf sich bezogenen Selbstverwirklichung abzuzeichnen. Dieser Impuls einer freiheitsorientierten Persönlichkeitsentfaltung war indes vor etwa hundertfünfzig Jahren noch nahezu unvorstellbar: Der Großteil eines Volkes war nicht dafür privilegiert, sich einen persönlich individualisierten Raum zu erschaffen. Das gesamte Leben der Untertanen war aus materiellen und machtabhängigen Zwängen heraus genormt. Arbeit, Meinung, Kleidung und Wohnung waren dem Stand in der Gesellschaft unterworfen. Das galt als normal und man benamte diese Struktur als Tradition.

Heutzutage scheint die Generation U40 ein „Anders-und-besser-Sein“ als ihre Mitmenschen anzustreben. Wenn man aber genauer hinschaut, so laufen diese Pseudo-Individualist*innen in sozialen Medien und beeinflusst durch andere Formen der medialen Meinungsmache Trends hinterher, die der Einzigartigkeit des Individuums eine Gruppenkonformität überstülpen. Vielleicht sollten wir gerade in diesen mulmigen Zeiten mal darüber nachdenken, wie wir uns durch ein Miteinander wieder in das „große Ganze“ einfügen könnten, ohne unsere Individualität dabei aus dem Auge zu verlieren.

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