Da stelle ich doch mal gleich zu Beginn die schockierende These in den Raum:
„Das Leben ist Sinn-los.“ Ui, das klingt aber depressiv! – Entspannen Sie sich jedoch erst einmal und schauen Sie sich die Wörter wertfrei einzeln an: „Das-Leben-ist-Sinn-los“. Jedes Wort für sich erschreckt uns wohl kaum. Erst die Aneinanderreihung als zusammenhängender Satz lässt uns eine scheinbar negative Aussage interpretieren. Und jetzt setze ich noch eins drauf und sage Ihnen, dass ich den Satz absolut positiv empfinde. Denn es hat mir in den über sechs Jahrzehnten, die ich hier auf dem Übungsplaneten mittlerweile herum tappe, noch niemand eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geben können. Wir jagen allesamt dieser Fragestellung nach und suchen an allen möglichen und unmöglichen Plätzen, sowie philosophischen und religiösen Richtung nach einer Antwort. Und wir merken nicht, wie wir durch diese getriebene Suche das Leben selbst verpassen. Könnte es sein, dass wir gar nicht nach dem Sinn des Lebens fragen müssen, weil das Leben als reines Sein sich selbst einen Sinn gibt? Vielleicht gibt es eben nichts weiter zu tun, als dem Leben Raum zu geben, als das Leben so zu leben, wie es gerade in diesem Augenblick von ganz allein sich ergibt, vollzieht und gelebt werden will? Wir wollen dem Leben einen Sinn geben. Wir wollen indirekt das Leben „machen“, es selbst bestimmen und ihm dadurch einen Sinn aufdrücken. Aber dieser Sinn wird nie die ganze Wahrheit offenbaren, sondern immer menschlich hausgemacht bleiben.
Seltsamerweise hat sich das Leben für mich in seiner ganzen Fülle immer mehr erschlossen, je weniger ich nach seinem Sinn gefragt habe, sondern die Abertausende an Puzzleteile von Sinn-Aspekten wie Glück, Leid, Freude, Trauer, Arbeit, Muße, Liebe, Neid, Hoffnung, Verzweiflung, Vertrauen, Enttäuschung, und unzähliges mehr als Teilantworten auf die Sinnfrage im Leben (und nie ganz umfassend zu beantworten) akzeptiert habe.