Es ist nun schon zahlreiche Jahrzehnte her, dass ich als kleines Kerlchen mit meiner Mama morgens am Küchentisch vor meinem Glas Milch und einem belegten Brötchen saß und auf die weiche, wohltuende Stimme dieser Tante im Radio wartete, die sich jeden Tag nach den Achtuhr-Nachrichten in mein Ohr einschmeichelte – mit dem Satz „Pooositiv sollten wir den Tag beginnen“. Allein die Erinnerung berührt mich noch heutzutage, denn es erwirkte in mir ein zuversichtliches Empfinden, das mich durch den Tag tragen würde.
Der Weg ins Erwachsenen-Leben sollte sich allerdings mitunter schon als recht steinig erweisen, da konnte ich mit positiven Einreden kaum etwas entgegensetzen. Nur spürte ich in Krisen immer wieder dieses „Dennoch“, das sich aus meiner Erfahrung am Frühstückstisch in der Kleinkind-Zeit speiste. Nun gibt es aktuell in der heutigen Zeit ganz klar vielerlei Bedrohlichkeiten, die zu ignorieren ein Verdrängungs-Mechanismus wäre, der sich bitter rächen könnte. Dennoch versuche ich, mich vor dem Dauerbeschuss mit negativen Einreden zu schützen. Ich nehme nämlich nach der Übermittlung von dunklen Wolken am Zukunfts-Horizont Ängste wahr, die mein Vertrauen in auch mal eine positive Entwicklung fast verunmöglichen.
Ein kleines Beispiel: Immer wenn es in der Pandemie mal Anlass zu Lockerungen gab, wurde häufig sofort wieder die Daumenschraube des „Freut Euch nicht zu früh, das wird alles noch ganz schlimm“ angelegt. Ich denke, wir sollten aufpassen, dass wir nicht von der Haltung „Wenn ich das Schlimmste befürchte, werde ich nicht enttäuscht werden“ fremdbestimmt werden.