Es ist in der Tat vermessen, über dieses Thema zu reden oder zu schreiben, denn wahrhaft „Erleuchtete“ schweigen zu diese Erfahrung. Sie ist nämlich verbal nicht vermittelbar. Allenfalls in Gleichnissen, die aber auch oft Gefahr laufen, missverstanden zu werden.
Die Aussage Christi „Der Vater und ich sind Eins“ stellt für mich eine Metapher für tiefe Erleuchtung dar. Und das scheint es zu sein: nur in Ausnahmefällen ein augenblickliches Blitzphänomen. Eher eine verdeckte Zunahme der Ich-Losigkeit und des Eins-Werdens „mit dem was ist“. Die Früchte des Friedens, der Liebe und der Empfindung des Nicht-Getrenntseins von allem was existiert sind Zugaben, die man sich nicht durch Beten, Meditieren und frömmelndem Bemühen erarbeiten kann.
Gebet und Meditation als Weg-Bereitung können zwar zuträglich sein, der mystische Weg ist jedoch ein Prozess, der sich von der Geburt bis zum Tod eines Menschen vollzieht und letztendlich der Gnade bedarf. Ich gebe dann der göttlichen Wirklichkeit die Chance, den Panzer meiner Ich-Sucht zu durchbrechen. Wie erwähnt: Erleuchtung kann ich nicht „machen“. Esoterische Kreise hingegen locken mit diesen Versprechungen, indem sie Kochrezepte für Selbstverwirklichung für ansehnliche Geldbeträge anbieten. Damit sind die falschen Gurus sehr erfolgreich, denn das ist ein sehnsüchtiger Traum in einer/einem Jeden von uns: Ein Abonnement auf „Weg mit mit allem Negativen“. Das wäre indes sowieso eine Negierung der Erfahrung menschlichen Lebens, das in in seinen Polaritäten sowohl die Freude als auch leidvolle Strecken beinhaltet.
Dennoch: In Situationen, wo wir völlig mit uns eins sind, beim Betrachten eines Sonnenuntergangs, eines Gänseblümchens oder im Gottesdienst, da lodert dieser Friede in uns auf, der durch unsere problematische Beziehung zu uns selbst und zu der Welt im ständigen Herumturnen in Vergangenheit und Zukunft, sowie einer permanenten Bewertung in positiv und negativ verunmöglicht wird.