Ich finde, ab und zu faul sein ist besser, als sich ständig müde durch´s Leben zu quälen. Ein wohl dosierter Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung könnte meiner Meinung nach eine stimmige Einstellung für eine gesunde Lebensführung sein. Das hatte auch ein Therapeut sicher gemeint, als er die Hand zur Faust ballte und sagte „Das ist nicht das Herz“, sodann die Faust öffnete, die Finger abspreizte und wieder meinte „Und das ist auch nicht Euer Herz“, um dann schließlich abwechselnd rhythmisch die Hand zur Faust ballend und anschließend wieder mit ausgestreckten Fingern öffnend zu rufen „Das ist Euer Herz!“ – eben ein Wechsel zwischen tätigem Pumpen und erholsamem Entspannen.

Fleißig sein war in früheren Zeiten mit Sicherheit überlebensnotwendig. Allerdings waren es vornehmlich körperliche Arbeiten, die zum Lebensunterhalt beitrugen. Danach gab es nach Feierabend eine wohlige Müdigkeit, mit der man in guter Gesellschaft oder auch für sich Zeitung oder Bücher las, einen kleinen Dämmerschoppen petzte, oder mit anderweitig entspannender Beschäftigung nach getaner Arbeit „den Abend feierte“, um sich somit die beste Voraussetzung für einen erholsamen Schlaf zu schaffen. Heutzutage laufen wir indes Gefahr, die mental erschöpfende digitale Arbeits-Tätigkeit in unserer Freizeit noch mit zusätzlicher Reizüberflutung aus dem Internet, dem Smartphone und durch Soziale Medien (die alles andere als „sozial“ sind) zu besudeln. Das kann auf Dauer nicht gesund sein. Über das vegetative Nervensystem kommt das Herz-Kreislauf-System aus dem Takt, die Verdauung, die eh durch Fastfood und Co. aus dem Lot geraten ist, läuft noch mehr aus dem Ruder, das Immunsystem rutscht in den Keller, wir haben Ein-und Durchschlaf-Probleme und wir neigen vermehrt zu Depressionen und Burnout.

Glücklicherweise haben doch einige erkannt, dass ein Schutz vor übermäßig ungesunder Kopf-Vermüllung Not tut und widmen sich in der Freizeit der Bewegung an frischer Luft, besuchen Yoga – und Entspannungskurse, pflegen IT-freie Hobbys und unterhalten beständige Freundschaften. Oder, was man sich auch zum Abschalten erlauben dürfen sollte: Manche sind ab und zu ein wenig „faul“.

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