Die Ärztin und Sterbe-Forscherin Elisabeth Kübler-Ross hat in Tausenden von Interviews ganz konkret fünf Stationen der Konflikt-Bewältigung bei lebensbedrohlich erkrankten Patienten ausfindig machen können.
Nach der Übermittlung der prekären Diagnose reagierten die Patient*innen in den meisten Fällen schockiert und ungläubig: „Das kann nicht wahr sein! Die haben sich geirrt.“ Die Betroffenen befinden sich damit in der ersten Phase, der Verleugnung.
In Phase zwei, wenn die Diagnose auch von weiteren medizinischen Adressen bestätigt wurde, entlädt sich oftmals ein Schwall an Aggression. Die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit der Erkrankten verschafft sich Luft. Jetzt ist Vorsicht geboten, dass man als Angehörige, Freunde oder Betreuer nicht seinerseits ebenfalls mit Aggressivität reagiert. Vielmehr ist dann, wie auch in allen übrigen Phasen, ein liebevolles Aushalten der Befindlichkeiten der Erkrankten hilfreich.
Nach dieser Phase betreten die Betroffenen den Bereich des Verhandelns mit Gott und der Welt, z.B. „Wenn ich wieder gesund werde, dann werde ich ein besserer Mensch. Ich werde bewusster leben, mich mit meinen Gegnern versöhnen etc.“ In diesem dritten Stadium versprechen die Patienten alles Mögliche, um dem Tod zu entrinnen.
Im Stadium vier breiten sich tiefe Depression und Trauer aus. Die Kranken schauen auf ihr Leben zurück und sehen in ihrer Niedergeschlagenheit keine positiven Ansätze für die Zukunft mehr. Manchmal keimt jetzt der Gedanke an aktive Sterbehilfe auf. Man sollte diese Zustände den Betroffenen auf keinen Fall ausreden oder gar verbieten, sondern sie trösten und den Zustand des Trauerns als normal und in Ordnung hinnehmen.
Wohl denen, die schließlich das Stadium fünf erreichen und ihre Situation mit dem Tod vor Augen annehmen und akzeptieren können. Die Kranken sprechen nun völlig frei über ihre Krankheit, verteilen vielleicht sogar ihr Erbe und strahlen Ruhe und Frieden aus. In dieser Zeit sollten die Betroffenen häufig von nahe stehenden Personen besucht werden.
Bei alledem treten die hier erwähnten Phasen nicht zwingend nacheinander, sondern oft auch gemischt auf. Mitunter fehlt auch die eine oder andere Phase. Für das mitbetroffene Umfeld gilt in der Begleitung, dass man nicht völlig irrationale Illusionen, wie z.B. die Hoffnung auf wunderheilige Therapeuten, noch unterstützt. Man läuft dann nämlich Gefahr, sich und die Betroffenen zu täuschen und ist im Nachhinein umso mehr enttäuscht.
Abschließend möchte ich aber dennoch nicht unerwähnt lassen, dass auch bei aus medizinischer Sicht wenig Hoffnung machenden Diagnosen der Ausgang der Erkrankungen offen bleibt.