Im Moment durchlebe ich – das sagt bei mir immer wieder mal gelegentlich „Hallo“ – eine Phase, die der Neuro- oder Psychologe aus pathologischer Sicht als neurotisch, depressiv, suchtgefährdet oder zumindest als nicht „normal“ bezeichnen würde. Ja, ich bin dann schubweise ver-rückt: dann empfinde ich keine Motivation zu irgendwas, bin unzufrieden mit mir und der Welt, werde aggressiv gegenüber Anderen, falle dann wieder in eine gefühlsdusselige Form des „ich hab Euch doch lieb“, mache mich runter als den letzten Heuler weit und breit, gleichzeitig eingeschnappt, dass niemand meine Talente würdigt (also Minderwertigkeitsgefühle bei gleichzeitigem Größenwahn – da bedingt ja eines das andere), ertappe mich bei Selbstbetrügereien…und so könnte ich seitenweise fortfahren. Wenn ich dann, wenn man so will, nicht recht bei Sinnen bin, kann es dazu kommen, dass ich mein privates Umfeld oder Menschen, mit denen ich generell zu tun habe, mit dieser vermeintlichen Schizophrenie irritiere, wenn nicht gar vor den Kopf stoße oder durch mein unberechenbares Verhalten verletze.

Muss ich deshalb in Therapie, soll ich Psychopharmaka schlucken? Ehrlich gesagt – ich weiß es manchmal selber nicht. Dann kommen Impulse wie „Du hast doch wirklich was am Sträusschen, du brauchst Hilfe.“ Wenn ich dann jedoch mein Leben vom Mars aus betrachte, dann kann ich aus der Distanz erkennen, dass sich mein Leben doch überwiegend im Lot befindet. Das Grundrauschen eines „Dennoch“ signalisiert mir dann, dass ich mein Ur-Vertrauen nicht verloren habe, sondern dass prägende Ereignisse in meinem Lebensskript viele Schichten Müll über dieses in meiner seelischen Tiefe unverwüstlich hausenden Vertrauen gelagert haben. Und dann mache ich weiter und tröste mich mit Biographien von Heiligen, die in der heutigen Zeit mit Sicherheit in der geschlossenen Psychiatrie gelandet wären Vielleicht hätte heutzutage Jesus erst mal ein Neuroleptikum verpasst bekommen.

Und ich weiß, es gibt durchaus leider immer mehr Menschen in unserer zeitgenössischen Gesellschaft, die wirklich psychisch erkranken und die professionelle Hilfe benötigen. Nur sollten wir nicht alle Befindlichkeitsstörungen überinterpretieren und problematisieren. Es bedarf vor allem der Spiegelung durch ehrliche Freundschaften, wie es mit uns steht. Und es darf dabei heraus kommen, dass ich mich selbst verrückt gemacht habe.

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