Wieder einmal hatte ich mich – meiner Meinung nach natürlich total berechtigt – kolossal über jemand aufgeregt und betreffender Person meinen Ärger volle Kanne übermittelt. Hernach hielt ich inne und dachte über das, was ich schon häufig Anderen gepredigt habe, nach. Sofort erinnerte ich die Erkenntnis: Druck erzeugt Gegendruck. Die zweite Fragestellung kam prompt hinterher: Was hat das jetzt gebracht?
Nach einiger Zeit treffe ich den Kontrahenten zufällig auf der Straße. Ich entschuldige mich für meine heftige Kritik und schlage vor, sich wieder zu versöhnen. Statt mein Friedensangebot anzunehmen prasselte eine Schimpftirade auf mich nieder – Versöhnung „Nein danke“. Da stellt sich für mich die Frage, besonders in Richtung Nachbarschaft und anderen Menschen in meinem Umfeld vor Ort, wie Frieden weltweit überhaupt möglich sein kann, wenn man sich sogar vor der eigenen Haustür gegenseitig bekriegt.
Menschlichkeit in jedem Fall über das eigene „Ich-habe-Recht“-Abonnement“ zu stellen ist natürlich ein Ziel, das den Stand der Heiligkeit voraussetzt. Aber wir können üben, dieses Ziel anzustreben. Es wäre der beste Beitrag für ein menschlicheres Miteinander auf unserem Planeten. Und wenn ich wüsste, dass ich nur noch eine Woche zu leben hätte, so würde ich versuchen, mich bei all denjenigen zu entschuldigen, denen ich ruppig begegnet bin oder anderweitig geschadet habe.