Valeriana officinalis ist ein an Bachläufen, auf feuchten Wiesen und an Waldrändern wachsendes mehrjähriges Kraut. Von den zahlreichen Inhaltsstoffen stellen die Valepotriate die Haupt-Wirk-Komponente dar. Es ist hierbei überaus interessant, dass die für die beruhigende und in höherer Dosierung Schlaf fördernde Wirkung verantwortliche chemische Struktur bei den Valepotriaten nahezu identisch mit der chemischen Struktur des Diazepams (Valium) ist.
Allerdings müsste man für die Erreichung der Wirk-Intensität von 2mg Diazepam wohl ca. 8 Liter Baldrian-Tinktur konsumieren – die Konzentration an Valepotriaten im Baldrian ist nämlich viel geringer als konzentriertes Diazepam. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl an weiteren Begleit- und Ballaststoffen in Valeriana officinalis die Wirk-Intensität dieser beruhigenden Stoffe noch verringert, was sich andererseits im Hinblick von Neben- und Wechselwirkungen günstig auswirkt.
Noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinsichtlich der Baldrian-Wirkung: Valepotriate sind recht empfindlich gegenüber Feuchtigkeit, Licht und chemische Einflüsse. Bei der Zersetzung der Wirkstoffe entsteht Isovaleriansäure, die den für Baldrian typischen Geruch bedingt. Intakte Valepotriate sind hingegen in der frischen Pflanze so gut wie geruchlos. Daher kann man davon ausgehen, dass, wenn es nach Baldrian riecht, die für die Entspannung verantwortlichen Stoffe einer Zersetzung unterliegen und nicht mehr voll intakt sind.