Viele viele Jahre habe ich mich mit der Reise zu mir selbst, zu meinem wahren Wesen, beschäftigt. Psychotherapie, Selbsthilfegruppen, Meditation waren – neben zahlreich weiterer Suche – Versuche, mich in meinem Leben zu definieren. Oftmals hatte ich, wie ich gern zu sagen pflege, dort gesucht, wo mein wahres Selbst nicht zu finden war. Es blieb immer ein Rest von einer „innerlich nicht satt gewordenen“ Empfindung. Von außen gesehen war ich zweifelsohne mit zahlreichen Erfolgen beschenkt worden, hatte als erster, rückblickend im bekannten Familien-Stammbaum, promoviert, über mehrere Jahrzehnte eine erfolgreiche Land-Apotheke aufgebaut und zusammen mit meiner Frau eine Familie mit mittlerweile fünf eigenständig erwachsenen Kindern gegründet. Was sollte ich da noch mehr wollen? Tja und jetzt mit 71 Lenzen erahne ich, dass alles in meinem Leben seine Zeit und Bewandtnis hatte. Einiges davon möchte ich zwar nicht nochmals erleben, da wäre ich ein Masochist. Aber ich bin einverstanden mit dem, wie es war. Es hat mich reifen lassen und zur Erfahrung einer Gnade geführt, die ich mit einer kleinen Anekdote beschreiben möchte: Ein Philosophie-Professor fragte am Ende jeder seiner Vorlesungen seine Studenten, was im Leben wichtig sei. Er erhielt viele nachvollziehbare Antworten, konnte aber jedes Mal Argumente entgegensetzen, warum die Antwort nicht zutreffend sei. Irgendwann rief jemand am Ende der Vorlesung auf die sich ständig wiederholende Frage als Antwort „Das Nichts!“. Da lächelte der Professor nickend und meinte „Sag ich doch immer: „Nichts“ – ist wichtig!“ Es gelingt mir zwar nicht immer, diese Weisheit in meinem Leben umzusetzen, aber ich stimme ihr absolut zu – und freue mich, wenn ich die Früchte inneren Friedens und der Liebe spüre.
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