In jungen Jahren hielt ich mich für einen langweiligen Zeitgenossen. Wenn ich jedoch keine andere Wahl hatte, wundere ich mich im Nachhinein über die Energien, die ich dann mobilisierte, wenn es um unabdingbar zu erledigende Vollzugszwänge ging. Bei all meiner mich als Weichei empfundenen Fehleinschätzung war ich doch bezüglich Studium, Existenzgründung, Vaterschaft etc. konsequent tapfer gewesen, wenn es um die Wurst ging.
Ich stellte weiterhin fest, dass es auch einer gewissen Stärke bedarf, als verlässlicher Partner in der Ehe, im Berufsleben, in der Verantwortung sich selbst gegenüber, bezüglich Gesundheit und Lebensführung, letztendlich überhaupt im Bereich aller Interaktionen mit anderen Menschen, mit dem Attribut der Vertrauenswürdigkeit anerkannt zu werden.
Wenn das dann nicht nur momentan aufleuchtend positive Kriterien meines Charakters sind, sondern eine konstant einzuordnende Berechenbarkeit meiner Person, dann liegt in dieser Konstanz ein Mehrwert, der ständig zu aktivierende Abenteuer als Daseinsberechnung in Frage stellt.
Abschließend hierzu folgende Anekdote: Als der Schalterbeamte in der Post gefragt wurde, ob das täglich eintönige Abstempeln von Briefen nicht ermüdend langweilig wäre, entgegnet er: „Wieso? Iss doch jeden Tag ein anderes Datum.“