Diese in erschreckendem Maß zunehmende seelische Erkrankung lässt sich wohl am ehesten mit dem Gefühl des lebendig Begrabenseins charakterisieren. Zu Symptomen wie Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und Mutlosigkeit gesellen sich psychosomatische Störungen in Form von Verdauungsbeschwerden, Kreislaufprobleme, Herzrhythmusstörungen, Schmerzempfindungen jeder Art und andere Symptome im Bereich der menschlichen Hardware.

Das Typische an einer klassischen Depression ist, dass die Betroffenen oftmals keine direkten Auslöser erkennen können. In den meisten Fällen ist die Entstehung einer Depression von komplexer Natur und lässt sich nicht in einem Satz charakterisieren. Dennoch kann man als einen häufig zugrunde liegenden Aspekt das Verdrängen von unangenehmen Gefühlen wie Kummer, Trauer und sonstigem Seelenschmerz verantwortlich machen. Auch Schicksalsschläge wie Trennung, Arbeitslosigkeit, Mobbing oder Todesfälle im sozialen Umfeld können Depressionen zum Ausbruch verhelfen.

Aus therapeutischer Sicht können stimmungsaufhellende Medikamente unterstützen. Hier möchte ich Mut machen, auch schulmedizinisch orientierte Arzneimittel zu akzeptieren, da sie mehr Nutzen als etwaige Nebenwirkungen zeitigen. Um das Problem Depression an der Wurzel zu packen, wäre es mithin wünschenswert, dass die Betroffenen den Mut aufbringen, sich gegebenenfalls auch einer Psychotherapie zu stellen. Körper bezogene Entspannungs-Techniken, Bewegung, Musiktherapie, Hobbys und vor allem die Pflege von sozialen Kontakten, können Depressionen ebenfalls in ihrer Intensität relativieren.

Depressionen sind aus meiner Sicht nicht zuletzt auch spezifische Symptome in einer sinnentleerten Gesellschaft mit egozentrischen Tendenzen. Dabei versuchen wir, uns mit Vergnügungen, Besitztum oder Scheinbefriedigungen abzulenken. Aber spätestens, wenn der Porsche und das Swimmingpool die innere Leere nicht mehr füllen konnten und auch die zwanzig Jahre jüngere Freundin das Abonnement auf Glück nicht verwirklicht hat, wird man feststellen müssen, dass man sich dort gesucht hat, wo man nicht zu finden ist.

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